Die Eingewöhnung von Frederik

ein Beitrag von Judith Sinnhuber


 

Das ist Frederik mit seiner Mama.

Anfangs suchte er noch häufig ihre Nähe, wollte - wie hier - auf ihrem Schoß sitzen und beobachtete das Geschehen in der Gruppe aus sicherer Entfernung. In der vertrauten Umarmung seiner Mama konnte Frederik ganz Aug und Ohr sein für das, was sich rund um ihn ereignete.


 

Der Morgenkreis war relativ rasch ein wichtiger Fixpunkt für Frederik, den er bald schon in der Runde der Kinder miterleben wollte.

Durch einen gleichbleibenden Ablauf versuchen wir, Frederik Orientierung zu geben. Er soll die Möglichkeit haben, die einprägsamen Lieder und Sprüche wiederzuerkennen, um von Tag zu Tag mehr Sicherheit zu gewinnen.


Bewegung im Freien ist in der Regel etwas Vertrautes und Lustbetontes. Diesen Umstand machen wir uns zunutze, um die positiven Emotionen auf die neue Umgebung Kindergarten zu übertragen. Durch das (ent-)spannende Spiel im Garten kann ein Anreiz entstehen, wiederzukommen.

Frederik bevorzugt draußen derzeit noch das Solo-Spiel. Er sucht sich großteils Beschäftigungen, die er alleine bewältigen kann. Somit umgeht er es, jemanden z.B. um Hilfe bitten zu müssen.


 

Immer wieder ergeben sich für Frederik Momente, in denen er Kontakt zu anderen Kindern hat. Diese sind in der Regel noch kurz und noch nicht an ein bestimmtes Kind gebunden. Außerdem gehen sie eher von dem jeweils anderen Kind aus. Frederik geht aber sehr offen mit solchen Kontaktanbahnungen durch andere um. Er lässt sich darauf ein, solange die Situation für ihn interessant ist und beschäftigt sich danach wieder mit anderen Dingen.


Am Mittagessen teilzunehmen stellt für viele Kinder erstmal eine besondere Herausforderung dar (u.a. wegen des Raumwechsels ins 1. OG und weil sie sich wieder auf andere Personen einstellen müssen).

Frederik muteten wir das erst zu, als er den Vormittag ohne Mamas Begleitung bewältigen konnte. Anzeichen für den geeigneten Zeitpunkt waren: Frederik ließ sich von mir im Alltag begleiten, im Bedarfsfall von mir beruhigen und er zeigte Interesse daran, hier zu essen. Trotzdem zog er es in den ersten Tagen vor, zunächst die anderen Kinder zu beobachten. Mittlerweile schmeckt´s ihm aber.


Der Mittagsschlaf ist eine sensible Phase im Tagesablauf, besonders im Kindergarten. Hier gilt es, ganz hellhörig zu sein für die Signale jedes einzelnen Kindes. Frederik fand zwar die Idee spannend, wollte aber unbedingt das Ruder in der Hand behalten. Er beschloss, sich nicht hinzulegen, sondern sich - in seinem Bett sitzend - ein Buch anzuschauen, weil er nicht einschlafen wollte. Ich respektierte seine Entscheidung, wohlwissend, dass er es sich ziemlich sicher noch anders überlegen würde. Inzwischen schläft er täglich hier, und die Zeit bis zum Einschlafen wird von Mal zu Mal kürzer.