was es mit dem Weinen, Wüten und Toben auf sich hat


Weinen ist im Grunde eine gesunde Verhaltensweise. Sie hilft dem Kind (Erwachsenen übrigens auch), die Auswirkungen von schmerzhaften Erfahrungen der Vergangenheit zu verarbeiten. Demnach ist Weinen ein Heilungsprozess.

 

Worüber müssen Kinder weinen?

Folgende Situationen lösen beim Kind Verletzungen aus, die es zum Weinen bringen:

  • Eltern können das Wesen Ihres Kindes oft schwer tolerieren, z.B. wenn es laut ist, aufgekratzt, ungeduldig, neugierig oder ängstlich.
  • mangelnde Aufmerksamkeit der Erwachsenen: Kinder brauchen Erwachsene, die ernsthaft an ihrer inneren Welt und den Gefühlen interessiert sind. Kinder brauchen einen angemessenen Freiraum zum Spielen, für Autonomie und den Kontakt zu anderen Kindern.
  • Es gibt aber auch Verletzungen, die durch Lebensumstände bedingt sind: körperliche Schmerzen, Unwohl sein, Tod oder Abwesenheit eines Elternteils, Streit, Trennung,...
  • Hauptursachen für Weinen während der Säuglingsphase: Geburtsträume, unerfüllte Bedürfnisse, Enttäuschung, Überreizung
  • Manchmal weinen Kinder über scheinbar ganz unwichtige Situationen (falsches Müsli). Das Kind weint dann auch nicht tatsächlich über dieses Ereignis, sondern nutzt diese Situation um über alle bisher erfahrenen Verletzungen zu weinen – Frustrationen kommen zum Ausdruck und das Kind entlastet sich – heilt sich. Es weint, um schmerzlich angestaute Gefühle loszulassen.

 

Wüten und Toben

ist - im Unterschied zum Weinen - von großem Ärger begleitet. Das Kind empfindet Empörung, Frustration und Ärger darüber, dass es verletzt oder falsch behandelt worden ist. Es zeigt Tränen oder ist kurz davor. Das Wüten und Toben löst schmerzliche Gefühle und das Kind ist nachher gelöster und glücklich. Eine Unterbrechung kann zur Unterdrückung von Gefühlen führen. Wutausbrüche dienen ebenfalls der Entlastung und haben demnach heilende Wirkung.

 

 

Ausagieren von Gefühlen


ist gekennzeichnet durch lautes Kreischen oder Schreien. Das Kind zeigt keine Tränen. Es kommt häufig zu Situationen von Gewalt oder Zerstörung.

Solches Ausagieren von Gefühlen tritt ein, wenn das Kind sich nicht sicher genug fühlt, die zugrundeliegenden Gefühle auszudrücken. Es löst die schmerzlichen Gefühle aber nicht und das Kind fühlt sich auch weiterhin verletzt und angespannt. Feste und liebevolle Unterbrechung kann zu echter Gefühlsäußerung führen.



Was ist, wenn das Kind gelernt hat, das Weinen und Wüten zu unterdrücken?

Meist stehen dahinter folgende Reaktionen der Eltern auf kindliches Weinen und Wüten:

  • Ablenkung durch:
  • Beruhigungsmittel
  • Daumen lutschen, Schnuller,
  • Stillen, Füttern, Naschen, ...
  • Fernsehen
  • Belohnungen
  • Ignorieren: Das Kind weint/wütet, die Eltern beachten es nicht.

 

Ältere Kinder ändern diese Mechanismen später dann in gesellschaftlich akzeptierte „Kontrollmuster“ (z.B. Fingernägel beißen statt Daumen lutschen).